Acht Monate nach seinem CAN-Kollegen Jaki Liebezeit, und nur wenige Wochen nach seiner Ehefrau, starb Holger Czukay, geboren am 24.03.1938 als Holger Schüring, im Alter von 79 Jahren. Am fünften September fand ein Nachbar den toten Musiker im zur Wohnung umgebauten ehemaligen CAN-Studio.
Holger Czukay war Schüler Karlheinz Stockhausens, Multiinstrumentalist, experimentierfreudiger sowie einflussreicher Musiker und Freigeist. Obwohl er sich nicht für einen handwerklich herausragenden Instrumentalisten hielt, probierte Czukay aus, was ihm in die Finger geriet. Für CAN spielte er hauptsächlich Bass (“weil man da die Fehler nicht so hört“) und bildete mit Jaki Liebezeit, der aus dem experimentellen Jazz kam, das starke Rhythmusgerüst der Gruppe. Gleichzeitig war Czukay ein begnadeter und begeisterter Soundtüftler, für ihn bot die ganze Welt Klänge, die man irgendwo einbauen konnte. Das, in Verbindung mit dem Credo sich in Beschränkung zu üben, zu „vergessen, was man weiß“ und sich dem Flow der Musik zu überlassen, machte einen Teil des CAN-Reizes aus.
Die innovative Band wurde im Ausland viel eher und intensiver wahrgenommen, CAN wie Czukay allein beeinflussten zahllose Musiker unterschiedlicher Generationen bis heute. Mit einigen spielte Holger Czukay zusammen, wie David Sylvian, Jah Wobble, The Edge, Peter Gabriel den Eurythmics oder dem Geistesverwandten Brian Eno. Hierzulande waren Can eher als Schöpfer einprägsamer Soundtracks bekannt. Der Band gelang das Kunststück, Arthouse-Kino ebenso zu begleiten wie harmlose TV-Kost. Ohne dabei Kompromisse eingehen zu müssen. Führte allerdings unweigerlich dazu, dass manche TV-Beiträge nur noch wegen ihrer Filmmusik bekannt sind.
Holger Czukay war ein begeisterter, neugieriger Musiker mit vielen Ideen und einer gehörigen Portion Witz. Ein Klangforscher im Wortsinn. Er und seine Entdeckungsreisen werden uns fehlen!